Neustart der Leichtathleten macht Lust mehr

von  Stefan Ehlers (Ostsee-Zeitung)

Der Anfang ist gemacht. In Neubrandenburg fand am Mittwoch der deutschlandweit erste Leichtathletik-Wettkampf statt. Kristin Pudenz sicherte sich den Sieg im Diskuswerfen. Weitere Wettbewerbe sind Mitte Juni in Rostock und Potsdam geplant.

Kraftvoll schleudert Kristin Pudenz den Diskus aus dem Ring. Als die ein Kilogramm schwere Scheibe gleich im ersten Versuch klar hinter der 60-Meter-Marke landet, klatschen Athleten und Betreuer Beifall. “63,96”, ruft der Mann von der Weitenmessung lautstark über den Werferplatz. Weiter warf an diesem Nachmittag niemand. “Ich bin zufrieden. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass es gleich im ersten Versuch so gut funktioniert”, freute sich die siegreiche Potsdamerin.

Die Leichtathleten vollzogen am Mittwoch in Neubrandenburg einen Neustart. Es war das deutschlandweit erste Kräftemessen seit der Corona-Krise. “Das war super”, meinte Kristin Pudenz. Ich hoffe, dass der Wettkampf ein gutes Beispiel für andere ist. Es zeigt, dass es geht”, fügte die 27 Jahre alte WM-Teilnehmerin hinzu.

Der ausrichtende SC Neubrandenburg hatte erst am Montag grünes Licht für die Durchführung des Wettbewerbs bekommen. Die Auflagen waren streng. Bei der Anmeldung mussten Athleten, Trainer und Betreuer Bögen ausfüllen und ihre Daten hinterlegen. Zudem wurde auf Einhaltung der Abstandsregel geachtet. Zuschauer waren nicht erlaubt.

An dem Wettkampf durften lediglich Bundeskader teilnehmen. Mehrere Nachwuchsathleten absolvierten parallel ein Training unter Wettkampfbedingungen. Mit Kugelstoß-Olympiasiegerin Astrid Kumbernuss, Franka Dietzsch (dreimalige Diskus-Weltmeisterin) und Jürgen Schult (Diskus-Olympiasieger von 1988) waren Sportgrößen von einst hautnah dabei.

Schult, der vor 34 Jahren in Neubrandenburg den bis heute bestehenden Weltrekord (74,08) aufstellte, war vor allem vom Auftritt von Kristin Pudenz begeistert. “Das war top”, lobte der 60 Jahre alte ehemalige Bundestrainer, der seit 2018 als Coach der Bundespolizei-Sportschule in Kienbaum arbeitet.

Nach der Verschiebung der Olympischen Spiele auf 2021 und der Absage der Europameisterschaften “kam ein Knick in die Motivation”, sagte Schult. Von daher seien Wettkämpfe wie in Neubrandenburg ungemein wichtig.

Anna Wierig (geborene Rüh) hatte bei der Rückkehr an ihre frühere Wirkungsstätte Anlaufprobleme. Die ersten drei Würfe waren ungültig. Ihr bester Versuch landete bei 57,08 Metern. “Schade”, meinte Wierig, die sich zumindest eine Weite von 59 Metern vorgenommen hatte. Sie sei sehr aufgeregt gewesen, bekannte die 26-Jährige. “Das war ja der erste Wettkampf nach langer Zeit.”

Lokalmatadorin Claudine Vita saß indes am Kampfrichtertisch und notierte die Ergebnisse ihrer Kolleginnen. “Schade, dass ich nicht mitwerfen konnte”, bedauerte die SCN-Athletin, die sich im Training eine Bänderverletzung am Sprunggelenk zugezogen hatte.

Gleich neben dem Werferplatz traten die Kugelstoßer an. Im Jahnstadion ermittelten Weitspringer und Speerwerfer ihre Besten.

Mit dabei waren auch mehrere Athleten des 1. LAV Rostock. “Alles ist so gelaufen, wie ich es mir vorgestellt habe”, konstatierte Trainer Mark Frank zufrieden. Sein Sohn Eric erzielte mit 64,77 Metern die Tagesbestweite. U-20-Vizeeuropameisterin Julia Ulbricht, die aufgrund von gesundheitlichen Problemen großen Trainingsrückstand hat, kam auf 49,83. “Ich bin positiv überrascht. Julia ist aber schon besser drauf als ich dachte”, sagte Mark Frank.

Der Nachmittag in Neubrandenburg machte Lust auf mehr. Der nächste Wettkampf ist für den 13. Juni in Rostock geplant. Sechs Tage später geht es in Potsdam auf ein Neues. “Wettkämpfe”, sagt Mark Frank, “sind das Salz in der Suppe.”

Von Stefan Ehlers

(Quelle: https://www.sportbuzzer.de/artikel/neustart-der-leichtathleten-neubrandenburg-macht-lust-mehr/)